VEIT RELIN IST TOT -Baal kehrt heim

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(Veit Relin als junger Schauspieler)

Zu keinem anderen Menschen hätte der Name Josef Pichler schlechter gepasst, als zu diesem Mann, in dessen Lebens-und Frauenverständnis Bert Brechts “Baal” und die maßlos übersteigerte Leidenschaft des François Villon die entscheidende Rolle spielten. Als Schauspieler nannte er sich Veit Relin.

Nicht das Wiener Burgtheater, wo er mehrfach engagiert war, hat dem am 24. September 1926 in Linz geborenen Künstler den Nachruhm gesichert, sondern eine kleine Kellerbühne, das Wiener “Ateliertheater am Naschmarkt”. Das von ihm 1960 gegründete 49-Platztheater ( ab 50 Plätzen musste in Wien Vergnügungssteuer gezahlt werden) war in den sieben Jahren von Relins Intendanz das Zentrum aufregenden, progressiven Theaters, das mit komödiantischer Wucht alle, vor allem sexuelle Tabus sprengte.

Bei Veit Relin starteten Hans Neuenfels und Wolfgang Quetes ihre Karrieren als Schauspieler und Regisseure, und in “Baal” – Relin selbst spielte die Titelrolle- zeigte die wunderschöne junge Schauspielerin Jutta Schwarz unverhüllt ihren Busen, was im spießigen Wien der 60erJahre eine Sensation war. Ich erinnere mich an großartige Ur-Aufführungen, etwa von Picassos “Wie man Wünsche am Schwanz packt”, oder Arthur Kopits “Oh, Vater, armer Vater, Mutter hing dich in den Schrank, und ich bin ganz krank”, aber auch eine wunderbar poetische Inszenierung von Lenaus “Faust” mit dem jungen Heinz Trixner in der Titelrolle.

PERSÖNLICHES: Ich habe Veit Relin als Schauspielschüler für seine “Baal”-Inszenierung vorgesprochen. Für eine kleine Rolle hätte mein Talent wohl gereicht, Relin interessierte sich aber noch mehr für meinen Pullover, den mir meine Freundin Dolores Schmidinger als Liebesbeweis grobmaschig mit hellblauer und weißer Wolle gestrickt hatte.( Der Pullover ist auf meinem ersten Autogrammfoto zu sehen.) Genauso einen Pullover wollte Relin auch, aber Dolly hat ihn eben nicht geliebt.

In der gegenwärtigen Sexismus-Debatte hätte der junge, stark testosterongesteuerte Relin wohl schlecht abgeschnitten. Junge Schauspielerinnen gehörten auch dann noch zu seinem Beuteschema, als er mit Maria Schell, die seinem virilen und sensiblen Charme verfallen war, verheiratet war . Diese Ehe, der die Tochter Marie-Theres Relin entstammt, hielt wohl vor allem deswegen zwanzig Jahre (1966 bis 1986), weil die Schell die Verletzungen, die ihr Relin durch seine Eskapaden zufügte, tapfer hinweglächelte.

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(Das Ehepaar Veit Relin und Maria Schell im Film “Die Pfarrhauskomödie”, 1971 – nach dem Theaterstück von Heinrich Lautensack)

Der große Leidenschaftliche, Poet, Maler und Ideengeber Veit Relin ist am 23. Januar 2013 im Alter von 86 Jahren in Ochsenfurt, nahe Würzburg gestorben. Orpheus kehrt heim…

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Und hier der Pullover, den Veit unbedingt haben wollte:
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